Azubis wollen sich postalisch bewerben – dürfen aber nicht

Vor ein paar Tagen bin ich auf die Kienbaum Communications-Studie „Auszubildenden-Marketing über Social Media“ gestoßen und dachte zunächst, dass die Ergebnisse wenig überraschend sein werden. Davon ausgehend, dass für Schüler die Sozialen Netzwerke etwas ganz normales sind, konnte die Studie eigentlich nur ein ganz klares Ergebnis abgeben: Social Networks werden beim Azubi-Recruiting immer wichtiger, was sich folglich auch auf den Karriere-Websites inklusive Bewerbungsprozess niederschlagen sollte.

Und siehe da: Ich wurde in meiner Erwartung nicht enttäuscht. Zunächst. 82 Prozent aller Schüler, so die Gummersbacher Personalberater, befürworten Karrierepages von Unternehmen in den Sozialen Netzwerken; 60 Prozent der Studienteilnehmer haben bereits eine oder mehrere besucht. Bei den Erwartungen der angehenden Azubis steht für knapp drei Viertel die Möglichkeit zur schnellen Kontaktaufnahme im Vordergrund, rund 69 Prozent geben an, dass sie die direkten Informationen auf Karrierepages im Netz goutieren.

Allerdings – und das hat mich zunächst überrascht – würde sich mit ebenfalls 69 Prozent das Gros der befragten Jugendlichen gerne postalisch auf eine Ausbildungsstelle bewerben. Aber das, so Kienbaum Communications, sei eine Bewerbungsform, die von den meisten Unternehmen ausdrücklich abgelehnt werde.

Dieses Teilergebnis der Studie verwundert im ersten Moment, denn gerade bei Jugendlichen geht man gerne davon aus, dass sie „das Internet quasi mit der Muttermilch“ aufgesaugt haben und in der digitalen Welt zuhause sind. Bis zu einem gewissen Grad mag das stimmen, doch wenn’s um das „serious business“ geht, scheinen die ein oder anderen tradierten Verhaltensweisen doch ein kleines Revival zu erleben – oder werden zumindest von Seiten der Eltern „gefördert“.

Wie dem auch sei – für Unternehmen heißt das nichts anderes als die totgesagten Kanäle wieder zu öffnen und wohlwollend zu akzeptieren. Auch wenn Online-Bewerbungsprozesse sicherlich effizienter und in vielen Fällen für Arbeitgeber auch günstiger sind: Im „Rennen um die Talente von morgen“ kann die Möglichkeit zur klassischen schriftlichen Bewerbung ein kleiner, aber vielleicht wichtiger Baustein beim Employer Branding sein.

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